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DIE SACHE MIT DEN HEILIGEN

von Josef Theobald

Seit Beginn des 2. Jahrhunderts wurden im Christentum zuerst Märtyrer, später Asketen sowie Lehrer, Lenker und Erneuerer der Kirche als Heilige verehrt, deren Todestag als himmlischer Geburtstag begangen und deren Grab als Ort irdischer Nähe besucht wird. Im Westen hat seit dem 13. Jahrhundert der Papst das Monopol der Heiligsprechung errungen und mit der Festlegung eines offiziellen Heiligenkalenders auf dem Trienter Konzil auch praktisch durchgesetzt (1568). [1] Zuvor entschied die „vox populi“ bzw. der Bischof über die Verehrung Verstorbener als Heilige und ebenso über die Einführung neuer Heiliger in einer Diözese. Papst Gregor IX. reservierte die Heiligsprechung 1234 dem Apostolischen Stuhl. [2]

Während im neuzeitlichen Europa die Heiligenkulte von den Reformationskirchen weitgehend beseitigt wurden, spielten sie in der katholischen Kirche seit der Gegenreformation eine besondere Rolle. Sie waren Ausdruck einer populären Frömmigkeit, die sich weniger an theologischen Abstraktionen als an anschaulichen und bildhaften Vergegenständlichungen religiöser Sinngebung orientierte. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren diese Heiligenkulte ganz überwiegend lokal verwurzelt, auch wenn es sich um so zentrale Figuren wie die „Gottesmutter Maria“ handelte. Häufig waren sie, wie die „Herz-Jesu“-Verehrung, zunächst sogar auf den privaten Bereich des Hauses beschränkt. Vor allem hatten sie sich aber der kirchlichen Kontrolle entzogen und rituell verselbständigt. Der aufgeklärte Kirchenklerus des 18. Jahrhunderts stand daher überwiegend in Distanz zu dieser populären Heiligenkultur. [3]

Für Roden sind vor allem die Verehrung des hl. Donatus und des hl. Sebastian zu nennen. Im Zusammenhang mit dem ersten Heiligen entstanden um die Mitte des 18. Jahrhunderts besondere Donatusbruderschaften mit eigenen mit Gebeten und Gesängen gefüllten Büchlein. [4] Von Bedeutung waren weiterhin die Sebastianusbruderschaften, wohl ein Relikt aus den Pestjahren, die bis in das 19. Jahrhundert hinein als religiöse Gemeinschaften lebensfähig waren. So werden auch die Herren von Dillingen in einer Urkunde aus dem Jahre 1732 als Mitglieder der Rodener Sebastianusbruderschaft erwähnt. [5]

In den späteren Jahren traten an die Stelle der historischen Vielfalt lokaler Kulte von der Kirche propagierte nationale, ja gar universale Heiligenkulte. Dies gilt in erster Linie für den Marienkult, dem in der Tat eine „zentrale, die katholische Kollektvidentität akzentuierende Bedeutung“ zukam. Maria wurde durch eine eigene Ordensbewegung sowie durch eine breite Traktatenliteratur als „Magd“, „Jungfrau“ und als „Mutter“ zum weiblichen Idealbild einer stabilisierten Lebenswelt erhoben. Förderlich war ebenfalls ein sozialgeschichtliches Faktum. So wurden z. B. der hl. Antonius und der hl. Josef zu sozialpolitischen Leitfiguren aufgebaut. Vor allem diente die Typisierung des hl. Josef als Familienvater und ehrbarem Handwerker offensichtlich dazu, der Entwurzelung des industriellen Proletariats entgegenzuwirken. In dem Zusammenhang wäre noch zu untersuchen, ob hierbei die Seelsorge oder die sozialkonservative Grundhaltung der katholischen Kirche überwog. [6]

Kritische Historiker haben beim Studium des christlichen Altertums und der byzantinischen Literatur die heidnische und altchristliche Kunst mit ihrer Symbolik miteinander verglichen. So verweisen schließlich einige kritische Gelehrte bei der Marienverehrung auf den Astarte- oder Venuskult. Beim hl. Nikolaus und seinem Begleiter Knecht Ruprecht wird auf die germanische „Zwölfnacht“ verwiesen, in der der Umzug Ruprechts fortdauere. So leitete man diesen Namen von „Hruochperacht“ ab, was der „Ruhmstrahlende“ bedeute, ein Beiname des alten germanischen Gottes „Wotan“. Dieser Heidengott sei zum Boten und Knecht des Welterlösers geworden, auf dessen Ankunft er vorbereitet. Knecht Ruprecht sei dann wiederum später meist in dem wohltätigen und kinderfreundlichen heiligen Bischof von Myra Nikolaus sozusagen aufgegangen. An Stelle des Heidengottes ist der christliche Heilige getreten. [7]


ANMERKUNGEN

[1] Taschenlexikon Religion und Theologie, Band 2: G – N, Vandenhoeck
& Ruprecht, Göttingen 2008, Seite 491.

[2] KIRCHENGESCHICHTE von Bihlmeyer / Tüchle, Zweiter Teil: Das
Mittelalter, Verlag Ferdinand Schönigh, Paderborn 1948, § 100,3.

[3] Sozialgeschichte in Deutschland, Band III, Kleine Vandenhoeck-Reihe,
Göttingen 1987, Seite 20.

[4] SAARLÄNDISCHE VOLKSKUNDE von Nikolaus Fox, Saarbrücker
Druckerei und Verlag, Nachdruck 1979, Seite 224.

[5] siehe [4], die Seite 228.

[6] siehe [3], die Seite 21.

[7] Beiträge zur Geschichte des christlichen Altertums und der Byzantinischen
Literatur, Festgabe Albert Ehrhard zum 60. Geburtstag, Nachdruck Edition
RODOPI, Amsterdam 1969, Seiten 387 und 392/93.

 

 
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